Gulag-Touren zur Alzhir-Gedankenstätte & zum Karlag-Museum

Gulag war das sowjetische System der Straf- und Arbeitslager in der damaligen UdSSR. Von 1930 bis 1953 waren mindestens 18 Millionen Menschen in Tausenden Einzellagern der 476 Lagerkomplexe inhaftiert. Unter Stalins Herrschaft breitete sich das Gulag-System flächendeckend über das riesige Territorium der Sowjetunion, auch in Kasachstan. In der Steppe von Zentralkasachstan gab es eine Ansammlung an Gefangenenlagern. Auf dem Gelände des damaligen Gulag wurden in den letzten Jahren Museen und Gedenkstätten errichtet. Während einer Kasachstan-Rundreise können eine Gulug-Tour organisiert werden. Touristisch zugänglich sind heute zwei Museen in Kasachstan, und zwar der Akmolinsker Lager für Frauen von Vaterlandsverrätern (ALZHIR) im Vorort Akmol von der Hauptstadt Astana sowie das KarLag-Museum in Dolinka bei Qaraghandy.

Frauenlager ALZHIR in Akmol bei Astana

ALZHIR ist die Abkürzung für das Frauenlager „Akmolinsker Lager für Frauen von Heimatverrätern“ (Akmolinskij Lager Zhon Izmennikov Rodiny). Zwischen 1937 und 1956 waren mehr als 20.000 Frauen in ALZHIR inhaftiert. Am 3. Dezember 1937 befahlen Beria, Stalin und Jeschow, dieses Frauenlager mitten in der Steppe in Kasachstan zu errichten. Im Winter fallen die Temperaturen hier auf bis zu minus 50 Grad. Schon einen Monat später kamen die ersten 50 Frauen mit kleinen Kindern an. Die Frauen mussten in ALZHIR bis zu zehn Jahre absitzen, weil ihre Männer, Söhne, Väter oder Brüder beim Sowjetregime in Ungnade gefallen und als so genannte Volksfeinde verhaftet worden waren. Ihre Kinder wurden den Frauen im Alter von drei Jahren abgenommen. Die Häftlinge mussten die unmenschlichen Bedingungen der Lagerhaft ertragen und litten unter Hunger, Kälte, Krankheiten und Zwangsarbeit. Wie viele von ihnen starben in ALZHIR, ist unbekannt.

Das Frauenlager Alzhir wurde 1956, drei Jahre nach Stalins Tod, geschlossen, die Insassen rehabilitiert. Im Jahre 2007 wurde auf dem ehemaligen Gelände der Arbeitslager das „Museum und Gedenkstätte für die Opfer der politischen Repressionen und Totalitarismus“ geöffnet. Am Eingang zum Museum gibt es heute ein Denkmal „Bogen der Trauer“ sowie weitere zwei Skulpturen „Verzweiflung und Kraftlosigkeit“ und „Kampf und Hoffnung“. Hinter dem Komplex sind auf schwarzen Mamortafeln die namentlich bekannten Opfer verewigt.

Die Lagergedenkstätte ALZHIR liegt in der Nähe des Dorfes Akmol (früher Malinovka), 37 km westlich von Kasachstans Hauptstadt entfernt, und kann im Rahmen eines Halbtagesausfluges von Astana aus besucht werden.

Karlag-Museum in Dolinka bei Karaganda

Das Karlag Museum befindet sich in Dolinka, eine Fahrstunde südwestlich von der Stadt Qaraghandy. Karlag steht für Karagandinskij Lager. Die Stadt Qaraghandy, die vorher Karaganda hieß und heute fast eine halben Million Einwohner hat, ist aus dem immensen Lagerkomplex des Karlag entstanden und wäre ohne die Lagergefangenen nicht zu denken. Das Karlag wurde 1930 von der OGPU, dem Nachfolger der Tscheka errichtet. In einer abgelegenen, unwirtlichen Gegend in der Steppe von Zentralkasachstan wurden zuerst enteignete Groß- und Mittelbauer, später politische Gefangene und im 2. Weltkrieg auch deutsche und japanische Kriegsgefangene deportiert. Die Deportierten und Gefangenen hatten selbst für ihre Unterkunft und Ernährung zu sorgen und mussten in einer Reihe von Branchen, vor allem in der Landwirtschaft und im Kohlebergbau arbeiten. Laut Alexander Solschenizyn war Qaranhandy „die größte Provinzhauptstadt des Archipel Gulag“. Zum Lagerkomplex gehörten Ende 1932 rund 10.400 Insassen. Anfang Januar 1936 waren mehr als 38.000 Häftlinge registriert. Vom 1929 bis in die 1950er Jahre waren insgesamt 800,000 Sträflinge hier im Einsatz. Im Gebäude der ehemaligen Lagerverwaltung wurde das Karlag-Museum eingerichtet, wo die grausamen Vergangenheit des Karagandinskij Lagers ausgestellt wird. Die Stadt Qaraghandy hat einen Bahnhof im Stil der 30er Jahre und ist einer der größten Knotenpunkte in Kasachsten. Der Bahnhof liegt zwischen Almaty und Astana liegt. Von Almaty aus kann man bei der Bahnfahrt in Qaraghandy aussteigen. Nach dem Besuch fährt man mit dem Zug oder Auto nach Astana weiter. Das Karlag Museum kann auch von Astana aus im Rahmen eines Tagesausfluges besucht werden.

Expo 2017 mit Gulag-Touren

Während einer Kasachstan-Rundreise zur Expo 2017 können eine Gulug-Tour organisiert werden.